3,2,1 jemand anderen sein´s

Kathleen
Wir haben es getan. Wir haben unser Haus verkauft! Den ganzen Sommer hatten wir überlegt, was die beste Alternative wäre möglichst frei und ungebunden auf Reisen zu gehen. Speziell ich habe mir bei jedem Gang durch das Haus überlegt, was mir wichtig ist, was mir fehlen würde und wie es sich wohl anfühlen würde, ganz anders und perspektivisch auch an einem anderen Ort zu leben. Wenn man dann so auf seiner schönen Terasse sitzt, in den grünen Garten schaut und die Kinder spielen sieht, fragt man sich natürlich, warum man das alles aufgeben sollte.


Im letzten Sommer waren wir viel mit unserer Hummel unterwegs und haben schon einmal getestet, wie es sich anfühlt, im LKW zu leben. Es ist anders, ganz anders. Einfach, ursprünglich, auf engem Raum ….. Der Unterschied zu unserem aktuellen Leben ist groß. Aber unsere Ansprüche an das Leben im Allgemeinen auch. Wir haben festgestellt, dass ein Haus doch ziemlich unflexibel ist und viel Aufmerksamkeit braucht. Es vergrößert sich nicht, wenn Kinder geboren werden. Es verkleinert sich nicht, wenn diese wieder ausziehen. Es zieht nicht mit um an einen anderen Ort. Es braucht wie alles andere auch Liebe, Zuwendung und viel Zeit.
Letztendlich musste die Entscheidung für oder gegen Haus zwischen drei Optionen fallen.

  • behalten und leer stehen lassen – eigentlich keine wirkliche Option, da nicht finanzierbar und hoher Werteverfall
  • behalten und vermieten – wollen wir uns wirklich vom Ausland heraus um kaputte Heizungsanlagen kümmern müssen?
  • Verkaufen – wo liegen unsere Prioritäten?

Wir haben uns erinnert, wie es in Australien war. Als ein Sturm über Deutschland fegte und wir uns fragten, ob alles mit unserem Haus in Ordnung ist. Wir haben uns gefragt, wie wir mit einem anderen Erscheinungsbild des Hauses nach unserer Rückkehr umgehen würden. Wir haben in Gedanken Für- und Wider-Listen gemacht. Haben abgewogen, was uns an unserem Haus gefällt und was uns stört. Haben überlegt, wie unsere Zukunft aussehen könnte und was unsere Gegenwart jetzt ausmacht.


Wir haben verkauft. Haben uns entscheiden, uns ganz zu lösen und einfach zu schauen, wohin es uns treibt, mit wenigen Verpflichtungen im Hintergrund. Ich denke man muss sich auch klarmachen, dass eine Rückkehr an den gleichen Ort, in das gleiche Haus, in die gleichen Kindertagesstätten, in den gleichen Job nicht nahtlos und unverändert möglich sein wird. Genauso so, wie man sich selbst weiterentwickelt, entwickelt sich auch das Umfeld einschließlich der Menschen weiter. Deshalb wird danach für alle alles anders sein. Und das ist auch gut so, denn es wäre schlimm, wenn die Welt stillsteht.


Mini-Räuber ist schon ganz gespannt auf die anstehende Veränderung. Als der Plan entstand das Haus zu verkaufen meinte er: „Nicht das Haus verkaufen, dann bin ich traurig, dann weine ich.“ Mein Herz blutete. Inzwischen sortiert er selbständig Spielsachen aus mit dem Kommentar: „Das kannst Du verkaufen, das brauche ich nicht mehr. Das ist zu groß für den Urlaub“. Es war uns sehr wichtig ihn mit zum Notartermin zwecks Hausverkauf zu nehmen. Die Reaktion: „Fahren wir jetzt in den großen Urlaub?“. Ich:“ Nein noch nicht, wir müssen erst noch Kisten packen und Sachen verkaufen“. Mini-Räuber: „Ich helfe mit, dann fahren wir morgen in den großen Urlaub“. Es scheint, als hätten wir bislang nicht so viel falsch gemacht.


Jetzt beginnt das große Sortieren, Verkaufen, Kisten packen, Verschenken, Entsorgen. Spannend und erschreckend zugleich, was man so alles angesammelt hat. Zum Glück haben wir schon vor einiger Zeit begonnen, uns zu reduzieren. Aber man hat zu viel. Zu viel unnützen Ballast. Zu viele Dinge die einfach nur im Schrank stehen, weil man mal dachte, sie zu brauchen. Wer also dringend noch etwas braucht, sollte sich jetzt bei uns melden! Das ist ein fester Vorsatz für die Zukunft, nie mehr so viel anzuhäufen! Das Lied „Leichtes Gepäck“ von Silbermond könnte auch für uns geschrieben sein.

„Eines Tages fällt dir auf, dass du 99 Prozent nicht brauchst.
Du nimmst all den Ballast, und schmeißt ihn weg.
Denn es reist sich besser, mit leichtem Gepäck.


Du siehst dich um in deiner Wohnung, siehst ein Kabinett aus Sinnlosigkeiten.
Siehst das Ergebnis von Kaufen und Kaufen, von Dingen von denen man denkt,
man würde sie irgendwann brauchen.

Siehst so viel Klamotten, die du nie getragen hast und
die du nie tragen wirst und trotzdem bleiben sie bei dir.
Zu viel Spinnweben und zu viel Kram, Zu viel Altlast in Tupperwaren.


Und eines Tages fällt dir auf, dass du 99 Prozent davon nicht brauchst.
Du nimmst all den Ballast, und schmeißt ihn weg.
Denn es reist sich besser, mit leichtem Gepäck, mit leichtem Gepäck.


Nicht nur dein kleiner, Hofstaat aus Plastik auch,
die Armee aus Schrott und Neurosen , auf deiner Seele wächst immer mehr,
hängt immer öfter Blutsaugend an deiner Kehle.


Wie Geil die Vorstellung wär, das alles loszuwerden.
Alles auf einen Haufen, mit Brennpaste und Zunder.
und es lodert und brennt so schön, Ein Feuer in Kilometern noch zu seh'n.


Und eines Tages fällt dir auf, dass du 99 Prozent davon nicht brauchst.
Du nimmst all den Ballast, und schmeißt ihn weg.
Denn es reist sich besser, mit leichtem Gepäck, mit leichtem Gepäck.


Ab heut, nur noch die wichtigen Dinge.
Ab heut, nur noch die wichtigen Dinge.
Ab heut, nur noch die wichtigen Dinge.
Ab heut, nur noch leichtes Gepäck.


Denn eines Tages fällt dir auf, es ist wenig was du wirklich brauchst.
Also nimmst du den Ballast, und schmeißt ihn weg.
Denn es lebt sich besser, so viel besser,
Mit leichtem Gepäck. All der Dreck von gestern.
All die Narben. All die Rechnungen die viel zu lange offen rumlagen.
Lass sie los, wirf sie einfach weg.
Denn es reist sich besser, mit leichtem Gepäck.“

 

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Kommentare: 1
  • #1

    André Christen (Dienstag, 12 April 2016 20:48)

    Hallo, das ist ganz toll geschrieben - und so gut nachzuvollziehen. Bei diesem Lied denke ich auch immer, ich sollte was verändern. Bin auch gerade dabei - dazu vielleicht ein anderes Mal mehr. LG