Queshm - Inselleben at it´s best

 Kathleen

2016-12-19

 

Queshm ist die größte Insel im Persischen Golf in der Strasse von Hormuz. Sowohl Einheimische als auch Reisende haben uns den Besuch der Insel empfohlen. Dabei muss man allerdings erwähnen, das Iraner die in der Nähe gelegene Insel Kish bevorzugen. Diese ist sehr touristisch und mit allen möglichen modernen Annehmlichkeiten ausgestattet, so wie der Iraner es eben mag. Wir waren sehr glücklich auf Queshm und hatten eine wunderbare Zeit dort. Das Leben ist dort um einiges lockerer und die Kleidungsvorschriften werden offener gehandhabt bzw. anscheinend nicht geahndet. Man sieht durchaus auch Trägertops und Frauen, die zumindest kurzzeitig ihr Kopftuch ablegen.

 Die Fährüberfahrt nach Queshm dauert einen Wimpernschlag, aber die Bürokratie im Vorfeld entspricht iranischem Klischee.

 

Neben den mehrfachen Passkopien, die natürlich erstmal kräftig gemischt werden, um sie dann wieder auseinander zu sortieren, müssen Formulare ausgefüllt werden und man ist ohne Farsi Kenntnisse sehr dankbar, wenn einem hilfreiche Iraner zur Seite stehen. Wenn dann der Beamte noch kurz vor Fährabfahrt mit einem Pass wegfährt, um eine weitere Kopie zu machen, kann man schon mal kurzzeitig nervös werden.

Letzten Endes lohnt es sich aber auf jeden Fall und der Rückweg auf das Festland ist absolut unproblematisch.


 

Selbst die Armee scheint auf Queshm etwas anders zu agieren. In unser ersten Nacht kam plötzlich ein Armist zu Fuß des Weges. Er wollte zwar unsere Dokumente sehen aber war dabei absolut tiefenentspannt, hat mit niemanden telefoniert, war freundlich und ist dann wieder von dannen gezogen, ohne uns weiter zu behelligen. Wir haben in dieser Nacht am Strand in der Nähe des Inselflughafens gestanden. Später haben wir dann gesehen, dass die Strandzufahrt zugeschoben wurde. Wir können also sagen, das wir wahrscheinlich die Letzten waren, die dort mit dem Fahrzeug gestanden haben.

 

Unsere Suche nach einer Waschmaschine hat uns dann nach Queshm City geführt. Waschsalons gibt es leider so gut wie garnicht im Iran. Wir haben im Land durch Zufall einen gefunden, welcher allerdings solch horrende Preise hatte, dass ich mich für weiteres selber waschen entschieden habe.

 

In Queshm hatten wir Glück. Eigentlich wollten wir es in einem Hotel versuchen, aber bereits nach ein paar Gesprächen mit Passanten hatten wir eine andere Anlaufstelle gefunden.

In Queshm gibt es direkt am Strand im Zeytoon Park das Restaurant Shabhaye Talai geführt von Ali und Annelie. Und Ali war es auch der es uns ermöglichte, direkt vor dem Restaurant im Zeytoon Park zu stehen und auch die Waschmaschine zu nutzen.

Schnell stellte sich heraus, dass das Restaurant auch Workaway Station im Iran ist. Irgendwie kribbelte es uns in den Fingern, und so boten wir Ali und Annelie an, etwas mitzuhelfen.

 

Wir waren dort so lange am Stück wie noch an keinem anderen Ort auf der Reise und das lang nicht an dem über die Insel und das Festland brausendem Sandsturm! Wir hatten solch eine wunderbare Zeit mit außergewöhnlich herzlichen Gastgebern und netten Menschen, dass wir uns einfach nicht trennen konnten. Früh am Morgen ist René mit dem Moped in die Stadt gefahren um frisches Brot zu besorgen, über den Tag haben wir etwas gewerkelt, wurden lecker verpflegt und haben die Abende auf der Terasse des Restaurants mit Blick auf das Meer genossen.

 


Für die Kinder war alles ein großer Spielplatz. Sie konnten sich im gesamten Restaurant bewegen und wurden von allen mit einem Lachen begrüßt, haben den Park erkundet und waren auf dem Spielplatz oder am Meer. Ihre Lieblingsbeschäftigung war es mit Ali umherzuziehen, Räuber ist sogar mit in die Stadt zum Einkaufen gefahren. Mit Vorliebe waren sie auch bei Pune im Kiosk. Dort gab es immer was zu entdecken und vor allem eine bunte Welt von Leckereien.

 

Wir denken super gern an die Zeit mit Ali und Annelie und all den lieben Menschen zurück und wollen auf jeden Fall dort nochmal irgendwann vorbeischauen.

 


 

Im Zeytoon Park haben wir Laura und Benny (www.ostenbesuchen.de) getroffen, die dort eine Weile neben uns standen und von dort aus Hormuz besucht haben. Wir sind nach den Tagen in Queshm mit ihnen zusammen aufgebrochen, um noch etwas gemeinsam die Insel zu erkunden. Wir wollten uns einen einsamen Strand suchen auf welchem Laura und ich uns endlich mal wieder frei bewegen konnten.

 

Immer an der Südküste der Insel entlang haben wir ein paar Teheraner getroffen die dort mit ihren Bullis ein paar Tage Stadturlaub gemacht haben, natürlich abgelegen und kopftuchfrei. Von der Strasse aus haben wir sie stehen sehen und sind in der Erwartung dort einige deutsche Touristen in kultigen Autos zu treffen einfach abgebogen. Nicht schlecht haben wir geschaut, als die Fahrzeuge plötzlich iranische Kennzeichen hatten. Gern haben wir das Angebot angenommen und dort eine Nacht mit der lustigen Truppe am Lagerfeuer, bei leckerem Essen und inmitten einer kleinen iranischen Geburtstagsfeier verbracht. Für alle Seiten ein Glücksgriff und für Ali und Parisa ein doppelter, da René ihre Beschwerden noch etwas energetisch lindern konnte.

 


 

In der Nacht konnten wir ein Naturschauspiel beobachten. Die ans Ufer rollenden Wellen fluriszierten und das Wasser leuchtete durch das Plankton, welches sich mit dem Wasser bewegte. Wunderschön und nicht selbstverständlich wie wir später erfahren haben.

 

Am nächsten Morgen haben nach einem leckeren gemeinsamen Frühstück alle die Zelte abgebrochen und sind weitergezogen, natürlich nicht ohne Kontakte auszustauschen.

 

Über Shib Deraz, wo man Ende Mai/ Juni Schildkröten bei der Eiablage beobachten kann, ging es weiter Richtung Westküste. Natürlich mit einen Abstecher zur größten begehbaren Salzhöhle der Welt.

 

Die Salzhöhle ist wirklich groß. Um sie allerdings ganz zu erkunden, muss man sich nach dem geräumigen Teil schon kriechend voran bewegen. Das haben wir lieber gelassen.

 

 

 


 

An der Westküste haben wir einen wirklich einsamen Strand gefunden. Als wir über gravel road mit großen Löchern dort ankamen, haben zwar noch ein paar Modedfahrer den Sonnenuntergang beobachtet sind aber in den nächsten Tagen nie wieder aufgetaucht. Das bedeutete für uns ein vollkommen anderes Iran-Erlebnis. Ohne ständige Fragen oder Besuche, ohne Anfassen oder Fotografieren der Kinder, mit kurzen Sachen und ohne Kopftuch verbrachten wir entspannte Tage am Meer. Die Kinder tobten sich am Meer und in einem riesigen Schlammloch aus. Einmal am Tag ging es bei Flut ins Meer – einfach nur im Bikini. Mit Lagerfeuer, Spielen und netten Gesprächen verbrachten wir die Abende.


 

Nach ruhigen Tagen zogen wir weiter über die Insel. Next Stop: Chakooh Canyon. Queshm ist bekannt für interessante geologische Formationen die über die gesamte Insel verteilt sind. Man kann wirklich Tage zubringen, alles zu erkunden. Bekannt ist auch das Star Valley. Wir allerdings sind Annelies Empfehlung gefolgt und haben Chakooh Valley besucht. Eine sehr gute und die bessere Wahl, wie uns auch andere Reisende später bestätigt haben.

 

Chakooh Valley ist ein Canyon der bei Regen bis zu vier Meter hoch unter Wasser steht. In den trockenen Monaten sieht man tiefe Brunnen, aus welchen man Wasser schöpfen kann. Da hat sich doch glatt jemand gedacht einen kleines Beet anzulegen. Ob das jemals die Chance hat in Hitze und Staub zu wachsen?

 

Wenn man nicht gerade kleine Kinder dabei hat kann man ziemlich weit in den Canyon klettern. Aber auch die leichter zugänglichen Bereiche sind interessant und mit viel Phantasie kann man allerlei Gesichter entdecken die jedes Jahr, bedingt durch die Wettereinflüsse, anders aussehen.

 

Von Tabl aus besuchten wir die Mangrovenwälder der Insel. Mit einem Boot, natürlich mitgesteuert von Räuber, fuhren wir durch die Wasserarme und beobachteten Vögel. Wären wir in den Morgenstunden unterwegs gewesen, hätten wir mit Sicherheit eine reichere Tierwelt gesehen.

 

Auf Queshm haben wir eine ungeheure Luftfeuchtigkeit erlebt. Vielleicht ist diese auch bedingt durch die Mangrovenwälder so stark ausgeprägt. Am Strand konnten wir sogar Wasser mit unser Zeltplane sammeln, was sich im Laufe des Abends dort gesammelt hatte. Wäsche über die Nacht trocknen war schier unmöglich. Auch unsere Hummel hat einiges einstecken müssen. Auf der arabischen Halbinsel ist geplant, sie einer Entrostungs- und Pflegekur zu unterziehen.


 

Im Iran kann man an der Küste noch die großen Dhows beobachten mit denen Waren insbesondere von Dubai in den Iran transportiert werden. Auf Queshm gibt es mehrere Werften die man besuchen kann um den Bau der beeindruckenden Bote zu beobachten. Per Hand braucht es über ein Jahr bis ein Dhow fertiggestellt ist.

 

Irgendwie haben wir immer Glück besondere Menschen zu treffen und so bekamen wir von Ibrahim einem Werftbesitzer eine spezielle Führung und Erklärung des Bootsbaus. Am Abend begleitete er uns noch zu einem im Bau befindlichen regionalen Museum. Wunderschön an einem Palmenhain gelegen und zufällig ebenfalls besucht von einer Gruppe internationaler Künstler, wurden wir mit Tee und im Feuer frisch gebackenem Brot sowie Kartoffeln verwöhnt. Die im Ort lebenden Iraner machten Musik und wir ließen den Abend geruhsam ausklingen.

 

Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von Laura und Benny, welche nochmal zum Südstrand der Insel wollten und machten uns auf in Richtung Fähre zum Festland, um nach Bandar Abbas aufzubrechen um von dort aus die Fähre in Richtung der arabischen Halbinsel zu organisieren. Auf dem Weg zur Fähre trafen wir uns erneut kurz mit Mark einem Radfahrer aus der alten Heimat. Er ist ungefähr gleichzeitig mit uns in die Welt aufgebrochen. Wir hatten ihn schon vor einigen Tagen in Queshm City getroffen und Erfahrungen ausgetauscht.

Die Tage auf Queshm waren, nicht nur aufgrund der lieben Menschen, die wir dort getroffen haben, wunderbar und werden uns in sehr guter Erinnerung bleiben. Wir können die Insel wirklich uneingeschränkt empfehlen und freuen uns auf ein Wiedersehen.

 

 

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