Zeit für Antworten - Teil 3

2017-02-01

Kathleen

 

So hier nun die weiteren Antworten auf Eure Fragen ...

 

Meint Ihr, dass Ihr überhaupt wieder zurückkehren wollt – in ein gut bürgerliches“ Leben und ein Dasein in Deutschland und wollt Ihr das überhaupt?

Ist nach dem Genuß von relativ viel Freiheit, Reisen, Selbstbestimmung ein anderes „eingeschränktes“ und oft fremdbestimmtes Leben für Euch möglich und erstrebenswert?

 

Wir glauben, das die Menschen grundsätzlich die Möglichkeit haben sollten, ihr Leben frei und selbstbestimmt zu leben. Die wenigsten Menschen haben erkannt, dass sie selbst derjenige sind, der die Geschichte ihres Lebens schreibt und die wenigsten Menschen nehmen dieses Grundrecht wahr. Es ist auch vollkommen nachzuvollziehen, warum es so schwer fällt, sich aus den Zwängen des Alltags zu lösen und sein Leben anders zu gestalten. Da wären wir nämlich wieder bei dem Thema Angst.

 

Das Leben scheint bequem, wenn man eine Arbeitsstelle besitzt, eine Wohnung, soziale Kontakte, einen gewissen Luxus hat und seinen Alltag organisiert hat. Das Leben scheint unbequem, wenn man das oben genannte eben nicht hat und täglich kämpfen muss. Und dennoch besitzt der Mensch in beiden Situationen das Potential mutig zu sein und Veränderungen für sein Leben aktiv anzugehen. Auch wenn es schwer fällt und die Angst da ist ein Ziel nicht erreichen zu können oder sein gewohntes und bekanntes Umfeld zu verlassen oder eine vermeintlich falsche Entscheidung zu treffen ist es doch wichtig, einen Weg zu finden sein eigenes kreatives, menschliches Potential zu nutzen, um zu innerer Ruhe, Ausgeglichenheit und Zufriedenheit zu gelangen.

 

Wir befinden uns noch auf dem Weg. Vor der Reise haben wir bereits gespürt, dass es Zeit für Veränderung ist und wir unser Leben anders gestalten müssen, um richtig zufrieden zu sein. Unser Leben war geprägt von der ständigen Organisation unseres Alltags und all unserer Bedürfnisse. Wir lebten in einem schönen Haus mit großem Garten. Das Haus und die Befriedigung unserer Bedürfnisse verlangte das wir einer geregelten Arbeit nachgehen. Um dies tun zu können und weil wir es für gut und richtig hielten, waren die Kinder in Kinderkrippe und Kindergarten. Wir arbeiteten beide nur an vier Wochentagen und doch war unsere persönliche und gemeinsame Zeit knapp bemessen. Um Freunde zu treffen, mussten wir uns separate Lücken schaffen. Im Nebenbei hielten wir das Haus in Schuss und bewirtschafteten unseren Garten.

 

Unser Herz hatte immer dann Erfüllung, wenn wir gemeinsame Zeit als Familie oder mit den uns wichtigen Menschen verbringen konnten, in unserem Garten werkeln konnten oder mit unseren Händen Dinge erschaffen konnten die „sichtbar“ waren und im besten Fall uns oder anderen wirklich geholfen haben oder sie im positiven Sinne bereichert haben.

 

Wir haben auf unserer Reise bereits so viele Menschen getroffen, die die gleichen Vorstellungen hatten und ihr Leben selbstbestimmt gestalten möchten. Das ist auch unsere Idealvorstellung für die Zukunft. Weiter unseren Herzen folgen zu können und Gestalter unseres Lebens zu sein, ohne den Zwängen des Systems zu sehr nachgeben zu müssen. Ich denke nicht, dass es nach einer langen Reise problemlos möglich wäre, sich wieder so auf das System einzulassen, wie man vorher darin verhaftet war. Dies würde mit Sicherheit viel Zeit brauchen und erscheint uns aktuell nicht erstrebenswert. Letztendlich gibt es für uns, ebenso wie für viele andere ja auch Gründe, warum wir den „Ausstieg“ aus dem Alltag gesucht haben. Selbstbestimmung und Freiheit sind unsere Ziele und dabei möchten wir versuchen etwas Sinnvolles tun. Wo das sein wird und wie genau die Gestaltung aussieht wird sich ergeben.

 

Sollen die Kinder in die Schule gehen und wollt und könntet Ihr vier den „normalen Wahnsinn“ von Schule, Arbeit usw. ertragen und dabei Glück erleben?

 

 

Ich denke es wird schwer werden, sich wieder ganz in ein System einzufügen, wenn man einmal die Freiheit genossen hat selbst zu bestimmen und seine Abhängigkeiten weitestmöglich zu reduzieren.

 

 

 

Was das Thema Schule für die Kinder angeht, sind wir eindeutig nicht von der aktuellen Regelschule überzeugt. Vielleicht hierzu ein Text den die Schulfrei Bewegung kürzlich zu diesem Thema kommuniziert hat:

 

 

 

„Wir haben einen komplett falschen Wortschatz verinnerlicht. Wir „entschuldigen“ uns dafür unsere Kinder vor lebensgefährlichen Bedrohungen zu schützen und „fördern“ sie mit Stillsitzen und Schlafmangel. Wir bezeichnen freie Tage der Selbstentwicklung als „Fehl“-Tage. Wir akzeptieren es, dass Schule nicht die Funktion der Bildung hat. Wir bezeichnen die Tatsache, dass wir frei sind und in einer globalisierten Welt leben als „unterm Radar“ leben und manche verstecken sich sogar dementsprechend. Wir unterwerfen Kinder unter veraltete absurde und destruktive Gesetze und nennen das „Ehrlichkeit“.

 

Wir lassen ungestraft Schule als „Errungenschaft“ gelten, obwohl sie eingeführt wurde von Menschen, die weit weg von demokratisch oder menschenfreundlich Bürger zu wehrhafter und gehorsamer Kriegsmunition erziehen lassen wollten.

 

Wir bezeichnen Räume in denen 25 Kinder sitzen, 2 qm pro Einheit als Lernorte – wo wir doch wissen, dass es mehr einer Kaserne ähnelt und ein Großraumbüro noch menschenfreundlicher ist.

 

Wir bezeichnen den Ort, der die Menschen am stärksten nach ihrer Herkunft sortiert als „Chancengleichheit“ - der Ort der am stärksten nach der Herkunft sortiert als Ort der „sozialen Durchmischung“. Und wundern uns bei jeder neuen Studie, das Schule nicht das hält, was uns Politiker versprechen, sondern das tut wofür sie erfunden wurde.

 

Und jeder Schrei nach Freiheit, jede Hand die sich aus dem Ozean erhebt und sagt: Ich will nicht mehr hin – den unterdrücken wir. Weil es eine Schulpflicht gibt – und ohne sie wo wären wir denn da? Aber wir forschen nicht einmal nach, wo wir da wären sondern wir marschieren weiter und drücken weiter die Kinder und kasernieren weiter die frei Geborenen. Es ist Zeit, dass wir mutig aufstehen. Es ist Zeit, das wir ein Rechtsverständnis entwickeln. Schule muss uns beweisen, dass sie besser ist als das was wir tun. Nicht andersherum.“

 

Quelle Schulfrei Bewegung/ Facebook/ 31.01.2017

 

 

 

Bitte versteht uns nicht falsch! Wir möchten nicht diejenigen verteufeln, die von Schule und all den anderen Einrichtungen überzeugt sind. Keinesfalls wollen wir die Leistung engagierter Pädagogen schmälern, die jeden Tag zum Wohl der ihnen anvertrauten Kinder agieren! Wir glauben, dass jeder seinen Weg finden muss und die dazugehörigen Entscheidungen treffen sollte und das es manchmal Rahmenbedingungen gibt, die nichts anderes zulassen. Aber wir wünschen und fordern unser Grundrecht ein selbstbestimmt entscheiden zu können. Nicht der Staat soll sich das Recht herausnehmen dürfen zu entscheiden, was zum Wohl der Kinder geschieht, sondern den Kinder selbst und solange diese es noch nicht einfordern können Ihren Eltern, sollte dieses Recht vorbehalten bleiben.

 

 

 

Als Räuber zu uns kam, waren wir überzeugt, dass es richtig sei ihn mit 15 Monaten die Betreuung zu geben. Wir hielten es einfach für eine logische Entscheidung wieder arbeiten zu gehen und dazu gehörte es halt ihn in die Kinderkrippe zu geben. Nach unser Meinung heute gehören die Kinder zu ihren Familien die ihnen den notwendigen Rückhalt geben und für sie da sind. Wenn wir zurückdenken, war Räuber im Grunde mehr in der Einrichtung als bei uns zu Hause. Wenn wir ihn abgeholt haben war er so müde, das wir nichts mehr machen konnten und die begrenzte Zeit an den Wochenenden hat dies nicht aufgewogen. Später im Kindergarten nicht anders. Der Arbeitstag der Kinder war nicht entscheidend kürzer als der unsrige. Das was wir als Eltern vermitteln wollten oder vorleben wollten war also begrenzt auf einen sehr geringen täglichen Zeitraum und vor allen Dingen bedeutete jeder Tag Trennung unserer Familie. Oft gab es deshalb Tränen und sobald es ihm freigestellt war, entschied er sich für zu Hause bleiben.

 

 

 

Räuber hat seinem Cousin beim Heimaturlaub sehr stolz erklärt, das er nicht mehr in den Kindergarten müsse. Er hat seitdem er den letzten Tag im Kindergarten war auch nie wieder nach diesem gefragt. Es schien überhaupt kein Problem für ihn sein dort zu gehen und alles hinter sich zu lassen. Das ist schon sehr bezeichnend.

 

 

 

Seitdem wir auf Reisen sind hat er sich unheimlich verändert. Er ist viel offener geworden und geht wieder auf Menschen zu, so wie er es als ganz kleines Kind in Australien getan hat. Er vermittelt uns den Eindruck viel mehr in sich zu ruhen und seine Grenzen deutlicher definieren zu können. War er früher das schüchterne Kind, das nie im Mittelpunkt stehen wollte, kann er heute einen Raum unterhalten. Die üblichen Ausdrücke, die die Kinder in den Einrichtungen aufschnappen sind ihm fremd. Wenn er sich früher in der Einrichtung mit speziellen Dingen beschäftigen sollte, hat er dies verweigert. Heute lernt er von selbst Lieder, kann bis 10 addieren, benennt die Fahnen unterschiedlicher Länder und kennt diverse Buchstaben. Das Lernen passiert einfach im Nebenbei, aus seinem Interesse heraus, ohne irgendwelchen Druck. Und genau so soll es sein. Unsere Erfahrung ist, sobald wir versuchen ihm etwas Bestimmtes beizubringen verweigert er es sowieso. Will er es von sich aus, funktioniert es. Das ist der Unterschied zu Schule. Und genau aus dieser Erfahrung heraus, weil diverse Studien dies bestätigen und weil es so viele Familien gibt, bei denen dieses freie Lernen funktioniert, wollen wir gern eine Alternative finden.

 

 

 

Am Ende wollen wir es so halten wie mit dem Essen. Die Kinder sollen entscheiden können, ob sie in die Schule möchten oder nicht. Aber wir werden sie nicht dorthin „locken“. Wir hoffen sehr, dass sich in der Bildungslandschaft neue Schulformen oder alternative Lösungen herausbilden die kindgerechter und individueller sind denn genauso unterschiedlich wie die Menschen sind ist ihr Weg der Bildung.

 

Letztendlich hoffen wir, dass wir es schaffen, unseren Kindern den Mut zu vermitteln frei denkende Menschen zu sein, die ihrem Herzen folgen ohne sich den Zwängen hinzugeben so zu sein, wie andere es vielleicht von ihnen erwarten. Starke Persönlichkeiten mit einem offenem Blick für Andere und für das wirklich Wichtige.

 

 

Wie ist der Plan, wenn die finanziellen Mittel zur Neige gehen?

 

Dafür gibt es noch keinen Plan. Vielleicht liegt das an der aktuell noch nicht vorhandenen Notwendigkeit.

 

Unsere Ausgaben lassen sich weitesgehend gut planen und und man muss auch Bedenken, das neben den zwingenden Ausgaben wie Transfer oder Visa andere Ausgaben steuerbar sind und das Leben unterwegs nicht teurer ist als zu Hause sondern eher günstiger.

 

Im Ernstfall gäbe es ja auch unterwegs die Möglichkeit sich bspw. mit workaway zumindest essens- und unterkunftstechnisch zu versorgen.

 

Gibt es etwas, das Ihr im Nachhinein anders tun werdet?

 

Ich denke in jedem Fall werden wir bewusster das Leben leben und uns nicht mehr nicht gewollten Zwängen aussetzen.

 

 

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Marlies Langrock (Dienstag, 07 Februar 2017 13:45)

    Das freut mich zu lesen! Alles Liebe, Zuversicht und Vertrauen auf eurem weiteren Wegen!