Kathleen
2017-03-31
Von Al Fizaya zieht es uns Richtung jemenitischer Grenze. Das wir uns nur ungefähr 100 km davon entfernt befinden, merken wir nicht zuletzt an den Militär-Checkpoints.
Witzigerweise sehen wir am ersten Checkpoint einen Armisten wieder den wir schon in Al Fizaya getroffen haben. Man „kennt“ sich also und wir müssen unsere Pässe nicht vorzeigen.
Generell sind die Kontakte mit der Armee hier sehr entspannt. Grundsätzlich ignorieren sie uns oder reagieren sehr freundlich wenn wir sie beispielsweise auf der Suche nach Reifen ansprechen. Das wir an einem Checkpoint Richtung Jemen kontrolliert werden, versteht sich von selbst.
Wir folgen der sehr gut ausgebauten Straße durch die Berge, immer entlang der Küstenlinie. Vom Meer ist allerdings nichts zu sehen, da die Straße hoch oben in den Bergen entlang führt.
Den ersten Abstecher machen wir nach Rakhuyt. Über eine steile Serpentinen-Straße, derer wir in den nächsten Tage noch einige fahren werden, bewegen wir uns zum Meer. Ein kleines Städtchen, indem angeblich 1000 Einwohner leben sollen, erwartet uns. Als einziger Ort am Ende der Straße im Tal gelegen wirkt es ziemlich verlassen. Geschäftig sehen nur die Bauarbeiter aus, die gerade an diversen Gebäuden werkeln. In Deutschland würde man denken, das der Plan ist, den Ort zu einem Anlaufpunkt für Touristen werden zu lassen. Der Strand würde dies zumindest hergeben. Vollkommen neu war die Strandpromenade. Es gibt bereits ein großes Krankenhaus mit den üblichen philippinischen Krankenpflegern und -schwestern aber die Versorgungsmöglichkeit besteht aus einem kleinen Laden mit begrenztem Angebot. Für Versorgung ist Salalah Anlaufstelle.
Wir hier im Oman üblich, füllen wir unser Wasservorräte an der Moschee auf. Hier an einer wunderschönen, restaurierten Moschee die schon 120 Jahre alt war. Wasser zu besorgen war hier nie ein Problem. An den Moscheen ist man immer willkommen und auch an Tankstellen klappt es gut. Das hätten wir uns in diesen Regionen definitiv schwerer vorgestellt.
Wir nutzen die Möglichkeit eines Wasch- und Toilettenhäuschens am Strand und waschen gleich noch Wäsche. Sie hier über Nacht zu trocken ist ja keine Herausforderung, außer natürlich es ist gerade Sandsturm.
Der Weg führt weiter nach Westen, natürlich nicht ohne den Berg wieder hinauf zu fahren. Leider gibt es keine Verbindung am Meer entlang. In Dalkhut, der im Grunde letzten Stadt vor der jemenitischen Grenze wartet auch ein schöner Strand.
Die Strände hier sind so ungenutzt, dass sich Krabben hier tolle Löcher graben können. Inzwischen haben sich die Kinder aber zu Abenteurern entwickelt und versuchen auch gern mal eine Krabbe auszubuddeln. Das erscheint aber aussichtslos, die Gänge verzweigen sich unterirdisch und machen enge Kurven. Um eine zu sehen, muss man sich also lieber vor das Krabbenloch legen und still warten.
In unserer Kultur ist es unverständlich, dass ein riesiger Strand nicht genutzt wird und wenn doch, dass man zu 99% nur Männer und Kinder sieht. Überhaupt sieht man kaum Frauen draußen. In den großen Städten ist es natürlich anders und generell sind tagsüber wenig Menschen aufgrund der Temperaturen zu sehen.
Dalkhut ist schon etwas größer. Irgendwie wirken die Orte hier im Süden, als wenn im omanischen Sommer einiges mehr los wäre. Es gibt beispielsweise unzählige Restaurants, die aktuell alle nicht besucht waren.
Wir stehen an einem riesigen Strand, gehen Baden und bauen noch ein paar Dörfer aus Sand. Übrigens gibt es riesige Wellen an diesen Stränden. Teilweise sind sie mannshoch und rollen lange an den Strand. Warm ist das Wasser noch dazu. Das heißt nichts anderes als ideale Bedingungen zum Bodyboarden. In Australien gab es auch Wellen, aber da haben wir ohne Neopren oft im Wasser gefroren.
Dalkhut ist der südwestlichste Punkt im Oman. Wenn man nach den Straßen geht, die durch die Berge führen, wird mit regem Grenzverkehr Richtung Jemen gerechnet. Vielleicht war das auch mal so und wird hoffentlich bald wieder so sein.
Dalkhut ist auch der südwestlichste Punkt den wir im Oman anfahren, wie drehen um und machen uns langsam wieder Richtung Salalah auf. Zurück durch die beeindruckende Berglandschaft, die in diesem Landesteil vorherrscht. An der Hauptverkehrsstraße kann man ein paar Kleinigkeiten besorgen. Die Einheimischen haben uns aber erzählt, dass sie im Grunde ihre Besorgungen in Salalah erledigen. Mit ihren Jeeps ist es auch leicht durch und über die Berge zu kommen, natürlich auf direktem Weg und nicht „umständlich“ über die Hauptverkehrsstraße.
In Shaat machen wir einen Abstecher zu einem sink hole, was allerdings kein Wasser führt und zur Steilküste. Übrigens gibt es keinerlei Schutzgeländer oder dergleichen. Wer möchte, kann direkt an der Kante entlang laufen. In Deutschland undenkbar, aber eigentlich ja auch irgendwie richtig keine Absperrungen aufzustellen. Jeder trägt selbst Verantwortung für sein Leben und wer möchte, kann gern die unmöglichsten Wege gehen.
Auf der Suche nach einem zu Al Fizaya vergleichbaren Strand machen wir noch einen Abstecher Richtung Küste. Die steilste Straße, die wir bislang gefahren sind.
Wahrscheinlich fahren dort auch nicht mehr so viele Menschen lang sondern nur noch die zwei bis drei Fischer die in den Hütten am Strand leben. Eine neu gebaute Moschee gibt es übrigens trotzdem, wie üblich im Oman.
Die Strasse war teilweise schon abgebrochen und wurde durch Stücken mit Sand ersetzt. Der Strand rief jetzt auch keine aufgeregten Begeisterungstürme hervor.
Die Aufregung kam dann am Abend als ich draußen duschen gehen wollte. Kaum in die Badelatschen geschlüpft, gab es plötzlich einen Stich in den großen Zeh und ein sofort einsetzendes starkes Brennen – ein Skorpion. Ich habe ihn nicht gesehen, aber es kann eigentlich nichts anderes gewesen sein. Kein Internet, keine Menschen, steile Straße, dunkle Nacht, wirkliche Schmerzen - was tun. Eine Gratwanderung.
Letztendlich haben wir abgewartet. Nach ein paar Stunden wurden die Schmerzen dann auch besser. Mit der nächsten Internetverbindung habe ich dann auch erst mal gegoogelt und etwas über Skorpione gelernt. Jedenfalls ist die Folge, dass wir jetzt bewusster schauen. Nach Australien haben sich alle immer gewundert, dass wir nichts wirklich giftiges gesehen haben und wir haben immer gesagt, dass wir auch nicht danach gesucht haben. Da scheint wirklich etwas dran zu sein, denn nun haben wir hier später auch schon wirklich einen anderen Skorpion gesehen. Übrigens sind nur wenige Arten giftig. Dumm nur, dass man die als Laie nicht kennt.
Auf dem Weg nach Salalah konnten René es sich nicht nehmen lassen noch einen Abstecher in ein trockenes Flussbett zu machen.
Gestoppt haben uns dann ein paar zu enge Felsen.
Mughsail ist ein großer Sandstrand vor Salalah an dessen Rand sich die Marneef Höhle und die Blow holes befinden. Wobei Höhle anscheinend unterschiedliche, ländertypische Dimensionen hat. Was in Georgien noch wirklich groß war, ist hier eine abgebrochene Felskante. Blow Hole ist auch nicht gleich Blow hole. In Australien lautstark durch ein Felsenloch spritzendes Wasser, schlägt im Oman anscheinend „nur“ gegen Felsen.
Wir stehen zwei Nächte in Mughsail, müssen uns erholen vom Ausbuddeln der Hummel und treffen am letzten Abend Salem noch einmal wieder.
Nachdem wir in Salalah Vorräte aufgefüllt, das Visum verlängert, ein paar Reparaturen erledigt, noch am Strand gestanden haben und das typische Wochenendstrandprogramm mitgemacht haben, wollten wir in Richtung Muskat aufbrechen.
Wir verabschiedeten uns noch bei Foud und Ingrid, die wir am Strand getroffen haben...
besuchten Mirbat mit seiner Festung...
und waren schon am übernächsten Tag zurück in Salalah. 150 km entfernt haben wir am Stellplatz festgestellt, dass der Zwischenrahmen angebrochen war und sind noch mitten in der Nacht zurückgefahren. Nach Muskat oder Sur hätten wir es nicht geschafft und so blieb uns nichts anderes übrig. Wasser ablassen, Schwere Gegenstände verlagern und los …
Nach drei Tagen Werkstatt, einer Menge Zeit und Geld weniger, endlich dann der Aufbruch gen Norden, immer an der Küste lang.....
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Rainer (Sonntag, 02 April 2017 17:43)
Hallo Ihr Lieben,
heute habe ich an euch gedacht und überlegt, was ihr gerade erlebt. Dank eures wunderschönen Blogs habe ich flugs die letzten Monate eurer Reise nachholen können und bin gespannt, was ihr weiter berichten werdet.
Ich wünsche euch viele weitere schöne Momente auf eurer Reise!
Liebe Grüße aus Knesebeck