Iran - Wir sind zurück

Kathleen

 

Nachdem unsere EVisa Bewerbung für den Iran nicht funktioniert hat und wir unser Visum nicht wie erwartet in Muskat abholen konnten, mussten wir uns für Dubai erneut bewerben. Das bedeutete eine fast dreiwöchige Wartezeit für die entsprechenden Referenznummern.

 

Bei anstrengender Hitze setzten wir dann endlich in den Iran über. Wie gehabt mit undurchsichtiger Prozedur im Hafen von Bandar Abbas. Was für eine tolle Organisation es doch dagegen auf der anderen Seite in Sharjah gibt. In Bandar Abbas dagegen endlose Laufwege, kein System, kaum Infos und Menschen die mit dem Ganzen Geld verdienen möchten. Man möchte manchmal vermuten, dass alles extra so gemacht worden ist, um Arbeit zu schaffen.


Wir versuchen schnell aus der Stadt zu kommen, um auf kürzesten Weg nach Qeschm zu fahren. Auch wenn es dort für unsere Verhältnisse heiß und luftfeucht ist, wollten wir unbedingt nochmal Ibrahim auf seiner Bootswerft und Ali und Annelie in ihrem Restaurant Shabhaye Talai besuchen. Qeschm war für uns beim ersten Besuch wie Urlaub vom Iran. Diesmal soll es uns helfen uns wieder an den Iran zu gewöhnen.

 

Die Kinder sind aufgeregt und freuen sich, ihnen bekannte Menschen zu treffen.

 

Wir stellen in letzter Zeit verstärkt fest, dass sie sich auf Orte, an welchen wir schon waren besonders freuen. Wahrscheinlich ein Stück „nach Hause kommen, sich auskennen“

 

Wir verbringen zwei schöne Tage auf der Insel. Die Dau-Boote von Ibrahim sind aufgrund schlechter Wirtschaftslage und den begrenzten Möglichkeiten zur Materialbesorgung lange noch nicht fertig. Allerdings hat er das kleine Model, welches er uns schon bei unserem ersten Besuch schenken wollte, fertig. Wir zeigen ihm nun zu Lande, statt zu Wasser die Welt.

 

Zum Tagesabschluss nimmt Ibrahim uns nochmals mit in das Touristenzentrum von Guran, wo wir den Besuch ausklingen lassen.

 


 

 

 

Das Restaurant  Shabhaye Talai von Ali und Annelie ist gewohnt einladend und die Kinder kennen sich sofort aus. Wie selbstverständlich laufen sie durchs Restaurant. Räuber kann es kaum erwarten mit Alis Moped in die Stadt zu düsen. Es ist wunderbar die Beiden wiederzusehen.

 


 

 

Queshm ist grün geworden. Es hat viel geregnet in letzter Zeit und die gravel road, auf der wir beim letzten Mal noch langgedüst sind ist unterspült und durchlöchert. Es gibt kleine Seen und viele Pflanzen sind aus der Erde gesprossen. Ein interessanter neuer Anblick.

 


 

Die Menschen hier auf Qeschm sind zurückhaltender als im übrigen Iran und wir haben Zeit, uns wieder etwas daran zu gewöhnen im Fokus zu stehen. Wir als Ausländer im Allgemeinen und die Kinder im Besonderen. Wegen ihrer blonden Haare und blauen Augen wirken sie wie ein Magnet auf die Iraner und Iranerinnen.

 

Unser Weg führt diesmal nicht am Persischen Golf entlang, sondern wir wollen ein paar der bekannten Städte besuchen. Deshalb folgen wir kleinen Strassen durch die Berge um nach Shiraz zu gelangen. Schöne Täler mit vielen grünen Feldern und sogar grossen, flachen Seen liegen am Wegesrand. Die Seen scheinen uns zwar nicht zum Baden geeignet, bieten aber einen ungewohnten Anblick. Wir sehen wasserführende Flüsse an deren Hängen und angrenzenden Feldern Weinanbau betreiben wird und Rosen wachsen. Der Wein ist natürlich nicht zum Vergären gedacht.

 

 

In Shiraz treffen wir Eshan wieder. Ihn kennen wir bereits von unserem Besuch in Ganaveh. Auch Dariusz den wir von dort kennengelernt haben, treffen wir auch hier in Shiraz wieder. Er muss nach Teheran und macht für uns einen Abstecher hierher. Eshan und seine Frau Mona kümmern sich rührend um uns, versorgen uns, zeigen uns Shiraz, vermitteln zwischen der Polizei und uns und haben immer ein offenes Ohr. René ist etwas angeschlagen, da ist Hilfe umso wertvoller.

Wir besuchen den Eram Garden der gerade von all den Pflanzen die in voller Blüte stehen wunderbar duftet. Es gibt auch Löwenmäulchen, Rosen und meine geliebten Bartnelken. Die Granatapfelbäume tragen Blüten, ebenso wie der Hibiskus. Für alle anderen Besucher sind jedoch die Kinder das Interessanteste. Sie stehen stark im Fokus und man merkt, dass es ihnen zu viel ist.

 


 

Der Besuch im Holy Schrein Schah Tscheragh läuft etwas anders als geplant. Verhüllt im Tschador versuchen wir mit Mona mehr als nur den Innenhof zu besuchen, aber der Eintritt bleibt uns verwehrt. Kein Zutritt für Nichtmuslime. Auch Mona und Eshan können dies nicht verstehen.

 

In den Emiraten durften wir nur an Freitagen nicht in die Moscheen, aber hatten sonst freien Zutritt.

 


 

Übrigens fragen uns die Menschen hier seit unser Rückkehr immer wieder über die Menschen in Arabien aus. Man hat den Eindruck, sie würden am Liebsten hören wollen, dass es ein Gut und Schlecht gibt. Aber genau das können und wollen wir nicht bestätigen, auch wenn wir für uns benennen können, was uns wo besser gefallen hat.

 

Wir treffen Eshan erneut in Ghalat, einem kleinen Ort an den Bergen unweit von Shiraz. Hier gibt es viel Wasser und so haben sich dort Menschen angesiedelt. Heutzutage ist Ghalat ein Anlaufpunkt für die Menschen auf der Suche nach Ungezwungenheit. Man kann gut wandern, einem kleinem Flusslauf zu einem Wasserfall folgen, das alte Dorf besuchen oder in alternativen Bars einkehren. Man spricht von Alkohol, Drogen und Hijab-Freiheit. Den Behörden ist dies alles wohl bekannt, aber sie tolerieren diesen Ort.

 


 

Eshan zeigt uns einen anderen schönen Platz am Bachlauf und wir versuchen Ruhe zu finden, um uns zu erholen. Insbesondere René braucht weiterhin Ruhe und liegt mehr oder weniger den ganzen Tag im Bett. Am Ende des Tals betreiben ein paar Männer einen kleinen Imbiss. Sie sind sehr nett und wollen sogar ihren Generator für uns ausmachen. Aber wir sind durch Dubai so Generator-geschädigt, dass wir die Hummel noch ein Stückchen umparken. An einem Abend nehmen sie uns in ihrem Jeep mit in die Berge.

 

Leider kommen am nächsten Morgen zwei Schulbusse mit Mädchen an. Diese stehen dann an der LKW-Tür Schlange um einen Blick auf Räuber und Liese zu ergattern und um ein Foto zu machen. Wir wissen, sie meinen es nicht böse und haben es auch nicht anders gelernt aber für unser Verständnis ist es einfach zu viel und zu eng. Irgendwann schließen wir die Tür.

 


Gerade weil der Platz schön ist, ist er stark besucht. Kaum haben sich die Schulklassen beruhigt, kommen viele Familien. Auf der einen Seite des Autos stehen die Jugendlichen auf der anderen Seite die Männer und jeder begutachtet das Auto in welchem wir uns „verstecken“. Man muss es wirklich leider so sagen. Die Kinder und ich sind es einfach nach wie vor nicht gewohnt, bzw. können nicht damit umgehen. Die lieb gemeinte Freundlichkeit ist zu viel für uns. Es stossen kulturelle Unterscheide aufeinander. Vielleicht ist es auch einfach unser Bedürfnis nach Ruhe, was uns in letzter Zeit umtreibt, welches uns das Umfeld nun so empfinden lässt. Es tut mir auch von Herzen leid für die Menschen hier und das Land, aber ich glaube ich bin einfach nicht dauerhaft für diese überbordende Aufmerksamkeit geschaffen.

 

Nachdem Eshan uns noch einmal besucht, verabschieden wir uns von diesem Freund und machen uns am nächsten Tag auf den Weg in Richtung Esfahan.

 

 

Auf dem Weg besuchen wir Persepolis. Eines der sieben Weltwunder. Man sagt, dass man es gesehen haben MUSS. Davon abgesehen, dass es für die Kinder sowieso spannendere Dinge gibt, will ich es so sagen, es ist schön an solch einem historischen Platz gewesen zu sein, aber beeindruckender fanden wir in jedem Fall Rom. In Persepolis ist einfach viel mehr zerstört und man benötigt grosse Vorstellungskraft.

 


 

Am Abend machen wir Halt auf einem wunderbaren abgelegenem Feld. Der Schafhirte und zwei Anwohner des, in der Ferne zu sehenden, Dorfes kommen abends vorbei. Aber ansonsten sind da nur die Vögel, Fledermäuse und wir.

 

Die Gegend hier ist jetzt sowieso schon sehr grün und es wird viel Ackerbau betrieben. Seit langem regnet es auch wieder mal. Herrlich.

 


 

Auch Esfahan, oder Isfahan, wie die Stadt auch genannt wird, ist sehr grün. Die Strassen sind von Bäumen und Alleen gesäumt. Dadurch sieht alles sehr einladend aus. Aufgrund eines Tipps haben wir einen tollen Stellplatz direkt am Emam Square gefunden und sind so mitten im Stadtzentrum in „Laufweite“ bekannter Sehenswürdigkeiten. Nicht zuletzt deswegen hat uns Esfahan viel besser gefallen als Shiraz.

 

Unser Freund Meheran, den wir mit seinem Vater auf Qeschm kennengelernt haben, nimmt sich extra frei für uns und zeigt uns seine Stadt. Das ist eine der tollen Seiten am Iran. Du brauchst nur zu erwähnen, dass du etwas brauchst und schon versucht dir jemand zu helfen. Oder nimmt sich, wie Meheran, einfach von der Arbeit frei, um Zeit mit dir zu verbringen.

 

 

Er zeigt uns die drei bekannten, historischen Brücken von Esfahan, nimmt uns zu einer alten Burganlage mit und zeigt uns die Resonanz-Tower. Am Abend besucht er uns nochmal mit seiner Frau und wir fahren alle zusammen in den Hascht-behescht-Palast mit einem schönen Park. Hier treffen wir auch seinen Chef und Freund mit dessen Frau.

 


 

Um überhaupt wieder von unserem Stellplatz zu kommen, den man nur durch super enge Gassen erreichen kann die tagsüber mit Fahrzeugen verstellt sind, fahren wir noch am Abend los. Wir wollen auch weiter, schnell in den kühleren Norden.

 

Am nächsten Morgen wiedermal Polizeikontakt. Angeblich stehen wir in einer industrial area. Es ist so dermaßen ärgerlich. Die Anwohner sind super nett und dann taucht plötzlich ein „beflissener" Polizist samt Armisten im Schlepptau und Geheimdienst auf und meinten, sich wichtig machen zu müssen. Es ist einfach frustrierend. Die Iraner sagen selbst, dass bei der Polizei nur Menschen arbeiten aus denen sonst nichts wird. Das scheint zu stimmen, denn 99Prozent der Polizisten denen wir begegnet sind, und das waren wirklich viele, konnten kein englisch und wussten nicht wie ein Visum aussieht. Von der mangelnden Kompetenz Entscheidungen zu treffen, leider einmal ganz abgesehen.

 

Alles erklären, anschreien und zeigen hilft nichts. Nachdem er uns das Telefon gibt um mit der Migrationsstelle zu sprechen, welche dann einfach auflegt, sagen wir einfach: „Man hätte uns gesagt wir können weiterfahren!“. Ehe er sich rückversichern kann sind wir weg.

 

An einem Zwischenstopp sprechen uns wieder zwei Männer an und wollen Infos. Aber wir erkennen Geheimdienstler inzwischen sehr gut und fragen sie direkt ob sie von der SEPA, einer iranischen Geheimpolizei, sind. Daraufhin ziehen sie sich zurück, bleiben aber so lange in ihrem Auto sitzen bis wir aufbrechen. Uns hinterher zu fahren ersparen sie sich dann.

 

Unser nächstes Ziel ist Tabriz. Wir wollen unbedingt in den Norden und Räuber möchte gerne Mohammed wiedertreffen. Mit nur einer Nacht als Zwischenstopp, allerdings wunderbar in Hügeln gelegen, gelangen wir nach Tabriz. Es war eine der längsten Fahrten am Stück. Allerdings durch tolle Landschaft. Durch die diversen Mautstationen auf der Autobahn, werden wir einfach durchgewunken.

 

Unseren alten Stellplatz im Mozafer Passenger Park gab es noch und wenn wir nicht gerade die Nächte in der Werkstatt stehen, verbringen wir dort die Tage. Hier treffen wir auch wieder andere Reisende. Es gibt doch noch ein paar Nachzügler Richtung Norden. Wir treffen allerdings auch Charlotte und Frederick die „ganz mutig“ noch in den südlichen Iran fahren wollen. Mutig, denn dort ist es schon richtig heiß.

 


 

Für die uns schon bekannte Werkstatt hatten wir uns extra diverse Arbeiten aufgehoben. Wir kannten schon die Leute und wussten es ist günstig. So kam die Hummel in den Genuss eines kompletten Öl- und Filterwechsels. Es gab endlich ein neues Scheinwerferglas, dem unsere Auflaufform weichen musste, neue Scheibenwischerblätter einschließlich neuer Spritzpumpe. Sämtliche Blattfedern haben wir um eine Lage verstärken lassen und die Hummel hat hinten neue Stossdämpfer erhalten und am Ende wurde sie noch einmal professionell abgeschmiert. Das Ganze zu einem unschlagbaren

Preis.


 

An einem Abend wurden wir von Farschid und Farschad, unseren Mechanikern, zu ihrer Familie eingeladen. Sie haben extra fleischlos für uns gekocht. Das war wirklich klasse, weil so gar nicht üblich im Iran.

 

 


 

Auch die kleine Werkstatt der „Möbeveredler“, die gleich neben unserem Stellplatz lag haben wir angeschaut. Typischer iranischer Einrichtungsstil.

 

 

Sehr schade war, dass wir Mohammed nur kurz gesehen haben. Er meinte nicht von der Armee, wo er gerade seinen Grundwehrdienst absolviert, fortzukommen. Dafür haben wir aber andere nette Menschen getroffen.

 

Den Bazar haben wir auch noch einmal besucht.

 

 


 

Zwischenzeitlich hatten wir uns mit der Familie von „Iran is great“, die wir bereits aus Dubai kannten, in Tabriz erneut verabredet. Gemeinsam wollten wir die Grenze zur Türkei passieren, da wir letztendlich das gemeinsame Ziel Rumänien haben.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0